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Nur eine Klimasteuer kann die Erde retten

Wir brauchen eine Klimasteuer, um unser Verhalten zu steuern und für Schäden aufzukommen. Technischer Fortschritt allein löst unsere Probleme nicht.
11 juni 2015

Kürzlich schlugen sechs großen europäischen Energiekonzerne vor, gemeinsam mit der UN ein globales System zu erarbeiten, das die Kosten des CO2-Ausstoßes besteuert. Diese Woche gaben die Führer der G7, das Beratungsgremium der sieben meist industrialisierten Länder der Erde, zudem bekannt, den CO2-Ausstoß im Jahr 2050 im Vergleich zum Niveau des Jahres 2010 um 40 bis 70 Prozent senken zu wollen.

War der Temperaturanstieg der Erde vor fünfzehn Jahren noch ein politisches Streitobjekt, so haben wir inzwischen den Punkt erreicht, wo Staat und Wirtschaft sich gegenseitig ausstechen, um zu zeigen, wie gut sie es doch mit der Welt meinen. An Zielsetzungen mangelt es nicht. Worauf wir jedoch achten müssen, ist, dass wir uns nicht von leerer Rhetorik zum Narren halten lassen. Es lässt sich vieles versprechen, wenn die Rechnung dafür an kommende Generationen geht.

Nur zur Schau

In der öffentlichen Debatte zur Erderwärmung geht es nie um das, was wir besser lassen sollten, sondern immer um ein Problem, für das noch keine Lösung gefunden wurde. Diese Denkart ist allgemein tief im westlichen Bewusstsein verwurzelt. Probleme sind lediglich Unebenheiten auf dem langen Weg zum Wohlstand. Zwar ist die Erderwärmung dabei eine große, doch auch sie werden wir am Ende gewiss besiegen.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass wir einen – mit den Worten des kanadischen Premiers Harper – „ernsthaften technologischen Wandel“ durchleben müssen, um diese Unebenheit plattzuwalzen. Jedes Klimaziel, das nicht auch einerseits mit einer deutlichen Darlegung der technologischen Möglichkeiten oder andererseits einer Übersicht der Kosten für den Fall, dass es nicht funktioniert, erhärtet wird, dient nur zur Schau. Um ein gutes Gefühl zu vermitteln, um politische Koalitionen aufrecht zu erhalten, aber nicht, um das Problem tatsächlich zu lösen.

Klimasteuer

Wollen wir die Erderwärmung ins Visier nehmen, dann haben wir die Wahl zwischen einer risikoreichen und einer kostspieligen Alternative. Vertrauen wir auf das menschliche Einfallsreichtum, werden zukünftige Generationen betrogen, falls wir uns doch als weniger erfinderisch erweisen. Die kostspielige Alternative ist die, unsere Lebensweise drastisch zu überdenken, was bedeutet, dass weniger produziert und konsumiert werden muss.

Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Einführung einer Klimasteuer. Allerdings nicht mehr nur generisch pro Tonne Ausstoß, sondern basierend auf der Essenz eines Produktes für die Existenz eines Menschen. Also abhängig von Nutzen und Notwendigkeit. Ebenso wie bei der Mehrwertsteuer, wo Tarife von 0, 7 und 19 Prozent berechnet werden, müssten für Produkte unterschiedliche CO2-Steuertarife gelten können. Zwei Produkte mit gleichem CO2-Ausstoß könnten so dennoch unterschiedlich besteuert werden.

Fonds

Doch mit einer CO2-Steuer allein sind wir noch nicht am Ziel. Schließlich es ist noch nicht lange so, dass wir akzeptieren, dass wir die Erde irreversibel verändern. Allerdings währt dieser Prozess bereits zwei Jahrhunderte, in denen vor allem westliche Industrieländer großen Anteil daran hatten, ohne dass die Kosten dafür weitergereicht wurden. Diese Schäden müssen nun im Nachhinein kompensiert werden.

Zum einen sind dies Schäden durch die Erwärmung selbst, die irreversibel sind, wie Ernteausfälle, vom Aussterben bedrohte Tierarten oder Teile von Land, die unter Umständen überflutet werden. Der Gefahr für die Menschen in den Risikogebieten müssen sich die Industrieländer annehmen, was bedeutet, dass mittels Besteuerung Geld in diese Gebiete fließen muss. Bei den G7 wurde von 100 Milliarden Dollar pro Jahr gesprochen.

Zum anderen besteht auch eine moralische Verpflichtung, Technologien zu entwickeln, die zu nachhaltigeren Gesellschaften beitragen. Dazu müsste ein Fonds ins Leben gerufen werden, der Forschungsinitiativen unterstützt. Die Weltbank könnte als Modell für eine solche Organisation dienen. Dieser Fonds würde übrigens vorab mit Steuergeldern gefüllt, also von heutigen Generationen finanziert. Entwickelte Technologien könnten so als eine Art Entschädigung, subventioniert im Verhältnis zum Nationaleinkommen, mit ärmeren Ländern geteilt werden.

Ärmer

Jene, die die Welt mit verengtem Blick betrachten, werden schlussfolgern, dass uns die ganze Steuerzahlerei ärmer macht. Man kann diesen Schwund auch als einen Pflichtbeitrag zum Erhalt der eigenen Umwelt sehen. Und wenn wir uns letztendlich doch als so erfinderisch erweisen, dass sich unsere heutige Lebensweise fortsetzen lässt, werden wir von ganz allein wieder reich. Verschließen wir jetzt unsere Augen davor, dann wird unser Klimaproblem zum Risiko zukünftiger Generationen.

Nach dem misslungenen Kyoto-Protokoll soll im Dezember in Paris erneut versucht werden, ein globales Abkommen zu erreichen. Diese Konferenz kann nur dann Erfolg haben, wenn unser Konsumverhalten mittels Klimasteuer mit Kosten verbunden wird, wir den bereits erlittenen Schaden kompensieren und zu globaler Forschung nach dauerhaften Lösungen beitragen. Wir halten uns selbst zum Narren, wenn wir glauben, die Erde würde nur durch technologische Entwicklung allein so einfach zu einem nachhaltigen Planeten.

Übersetzt von Nadine Gruschwitz. Dieser Artikel wurde zuvor unter dem niederländischen Titel Alleen een klimaatbelasting kan de aarde redden veröffentlicht.